Tag 4
Sport, Makrt und genozid
Gegen 7:30 Uhr haben wir uns alle im Erdgeschoss im Speisesaal zum gemeinsamen Frühstück getroffen. Zum Frühstück gab es Toast mit verschiedenen Aufstrichen und wie jeden Morgen eine große Auswahl an frischen Maracujas, Baumtomaten und Bananen.
Um 8:00 Uhr kamen wir alle zusammen, um eine Runde laufen zu gehen. Da in Kigali an jedem 2. Sonntag das Konzept des „Car free Sunday” existiert, wird die Hauptstraße von 07.00 Uhr bis 10.00 Uhr gesperrt wird, um somit können die Menschen die Straße für sportliche Aktivitäten, wir Fahrrad fahren oder joggen, nutzen. Auch wir haben diese Chance genutzt und sind um 08.15 Uhr losgelaufen. Unser Ziel war das Convention Center von Kigali, welches ungefähr 5km von unserer Unterkunft entfernt liegt.
Auf dem Weg dorthin wurden wir von Musik und motivierten Gruppen an Läufern begleitet und haben uns auch teilweise selbst zum Joggen motiviert lassen.
Am Convention Center angekommen haben wir uns als Gruppe gedehnt und uns kurz ausgeruht, da wir anschließend den gleichen Weg zurück gelaufen sind. Da die Hauptstraße bereits um 10 Uhr wieder geöffnet wird, mussten wir gegen Ende unseres Spaziergangs auf den Bürgersteig wechseln.
In unserer Unterkunft angekommen, wurde zunächst der weitere Tagesablauf besprochen und anschließend hatten wir von 10.15 bis 11.15 Uhr Zeit uns auszuruhen und schnell duschen zu gehen.
Gegen 11.30 Uhr waren dann alle Personen unserer Gruppe am Bus und wir haben uns auf den Weg zu einem Markt gemacht.
Auf dem Markt angekommen wurde uns zunächst ein grober Überblick über alle Marktstände verschafft.
Nachdem Jacques uns noch einige Dinge zum Markt und den Händlern erklärt hat, durften wir anschließend in kleinen Gruppen selbst von 12.00 bis 13.00Uhr herumstöbern.
Faszinierend war die schiere Menge an angebotenen Waren, die uns die Verkäufer verkaufen wollten. Wichtig war bei unserem Einkauf auf dem Markt sicher zu stellen, dass wir handeln und nicht den ersten Preis akzeptieren, der uns genannt wird.
Nach der Stunde auf dem Markt haben Herr Wilhelmi und Frau Daum für alle Mittagessen organisiert und anschließend haben wir alle im Bus gegessen.
Anschließend zur Mittagspause sind wir mit dem Bus zu einer Galerie gefahren, in welcher verschiedenste Bilder ausgestellt waren. Alle haben jedoch einen Bezug zu Ruanda und Afrika gehabt.
Um Kinder, welche zum Beispiel hier in Ruanda auf der Straße leben, zu unterstützen, spendet die Organisation hinter der Galerie 40% des Preises des erworbenen Bildes an diese Kinder.
Gerade durch den Genozid, welcher 1994 bedauerlicher Weise in Ruanda stattgefunden hat, gibt es auch heutzutage viele Personen, die ohne Eltern oder in schlechten Familienverhältnissen aufgewachsen sind.
Warnung: detaillierte Beschreibung des Genozid/Ermordungen
Nach ungefähr einer Stunde Fahrzeit kamen wir dann an einem Genozid Memorial an. Um die Grundlagen des Genozids zu erläutern, wurde zunächst ein vorbereitetes Kurzreferat zu diesem Themenschwerpunkt der Studienfahrt gehalten. In diesem Referat wurden neben Randinformationen auch die Wurzeln, welche tief in der Kolonialzeit verankert sind, thematisiert.
Anschließend an das Kurzreferat haben wir von unserem Guide nochmal die Sicht einer Person erläutert bekommen, die im betroffenen Land lebt und auch groß geworden ist. Außerdem konnte er uns noch genauere Details und Informationen zu dieser spezifischen Gedenkstätte und ihrer Rolle im Genozid geben.
Nach dieser Einführung in die Thematik durften wir uns auf dem Gelände der Gedenkstätte bewegen und die verschiedenen Gebäude besichtigen.
Das größte Gebäude auf dem Gelände ist die Kirche, welche mittlerweile unter einer Überdachung steht, und Schauplatz dieser Katastrophe war.
Da in Jahren vor dem Genozid an den Tutsi bereits Aufstände existierten und einige Tutsi bereits Schutz suchten, wurden Kirchen oft als Platz für Asyl aufgesucht. Im Zeitraum des Genozids, welcher 100 Tage andauerte und 1.000.000 Menschenleben forderte, war auf Schutz in Kirchen kein Verlass mehr.
Oft wurden die schutzsuchenden Tutsi in Kirchen gelockt und dort auf brutalste Art und Weise mit Macheten oder Granaten hingerichtet.
Auch in der Sonntags Schule auf dem Gelände der Gedenkstätte sind noch Spuren der Gewalttaten aufzufinden. Während in der Kirche nur die Gebeine der Opfer sowie ihre Habseligkeiten und Kleidung aufzufinden sind, kann man in der Sonntags Schule einen großen Fleck aus Blut an der Wand betrachten.
Entstanden ist dieser durch das Blut, dass die Opfer des Genozids verloren haben, als ihre Köpfe gegen die Wand geschlagen wurden. Aber auch schwangere Frauen fielen den Gewalttätern zu Opfer. Oft wurden ihre Bäuche aufgeschnitten und das ungeborene Embryo herausgeholt, um auch danach gegen die Wand gedrückt zu werden.
Diese Bilder, wenn auch zuvor nicht allen bekannt und bewusst, wurden innerhalb dieser Wände sehr stark verdeutlicht und waren und werden in unseren Köpfen bleiben.
Da diese Menge an ermordeten Menschen sehr überwältigend war und auch keine Achtung auf die Leichnamen gegeben wurde, hat die Leitung der Genozid Gedenkstätte bereits ein Massengrab errichten lassen, um den Opfern dieser Verbrechen eine letzte Ruhestätte zu gewährleisten.
Erschreckend war es hier zu sehen, dass meistens ganze Familien auf brutale Weise von ihren Mitmenschen umgebracht wurden.
Wir waren noch bis 17.10 Uhr auf dem Gelände der Kirche und haben unsere Eindrücke ausgetauscht. Dabei wurde klar, dass die meisten von uns verstört und schockiert von den uns präsentierten Bildern waren. Außerdem haben wir aufgekommene Fragen geklärt und das Gesehene aufge- sowie verarbeitet.
Da wir um 18.00 Uhr zurück an unserer Unterkunft waren, konnten wir bereits um 18.30 Uhr zu Abend essen.
Zum Abendessen gab es wieder Kochbananen, Reis und Fleisch sowie Suppe und Pommes.
Nach einer Ansprache zum darauffolgenden Tag haben sich alle Schüler auf der Dachterasse versammelt, um den Auftritt, welchen wir am Montag bei unserer Partnerschule aufführen werden, zu üben.
Als dann die Choreografie und der Text einigermaßen saßen, sind alle auf ihre Zimmer und schlafen gegangen.